Wohnbau betrachtet bzw. beinhaltet alle Maßstäbe von der Raumplanung, dem Städtebau, dem Hochbau bis hin zum Möbelbau. Was bedeutet partizipatives, kooperatives, artenübergreifendes, koevolutionäres, symbiotisches Entwerfen von Wohnbauten? Welche zeitgemäßen Entwurfsmethoden sind dazu hilfreich? Wie garantieren wir ökologisch, sozial und ökonomisch faire Arbeit und Produktion in der Architektur? Wie verändert sich unser Berufsbild? Wie können wir als Architekt:innen mit suffizienten, konsistenten, effizienten und resilienten Entwürfen zur Überwindung der multiplen Krisen und damit zur Klimastabilisierung, Biodiversitätserhaltung, Ernährungssicherung und Eindämmung der Umweltverschmutzung beitragen? Es ist nicht mehr zu übersehen: wir Architekt:innen sind mit zentrale Verursacher dieser lebensbedrohlichen Situation. Es benötigt unsere sofortige und radikale Abkehr von einer anthropozentrischen hin zu einer biozentrischen Architektur. Wie verändern sich dadurch Objekt, Raum, Form, Konstruktion, Materialität und Oberfläche? Auf welche neuen Bedarfe, Nutzungen und Funktionen ist dabei zu achten und wie sehen die daraus folgenden Nutzungs- und Erschließungstypologien aus? Welche Auswirkungen haben diese Veränderungen auf den Wohnbau im Speziellen und auf Gebäude-, Quartiers- und Stadttypologien im Allgemeinen? Die Herausforderung besteht in nichts weniger als der NEUERFINDUNG DES WOHNBAUS.
Fragen und Antworten diskutieren und bearbeiten wir interdisziplinär, multimedial und als Kollektiv in physisch-virtuell-hybriden Räumen unseres Vertical Studios. Lehrinhalte und Lehrziele entwickeln wir wenn möglich gerne gemeinschaftlich, prozessual und diskursiv. Dazu stehen uns unterschiedliche Formate zu Verfügung. Wir lesen und besprechen Texte, laden Gäste zu Vorträgen und Diskussionen in unsere Digital Lounges, recherchieren, experimentieren, dokumentieren, präsentieren und tauschen uns in Gruppen und im Plenum aus. Mehr dazu erfahrt ihr unter den Links „The Baukunst Studio“, „Literatur“ und „Studio Gäste“, in den Beschreibungen der Schwerpunkte, im Laufe des Semesters und unter thebaukunststudio.de.
Das kommende Semester wird ein Experiment in Koexistenz in den Räumlichkeiten des Baukunststudios. Das Atelier verwandelt sich in einen Lebensraum für Menschen und Pflanzen. Was für Bedürfnisse und Anforderungen stellen und teilen sich Menschen und Pflanzen?Wann ist es dir/ mir zu kalt, zu heiß, zu trocken, zu feucht, zu hell zu dunkel…?Beide haben Anforderungen an ihr Umfeld und Wege ihr Milieu zu manipulieren.
Diese Überschneidung der Bedürfnisse ist eine Chance für Inter-Spezies Annäherung. Architektur wird zu einem Werkzeug mit dem wir Klima, Grenzen und Verantwortlichkeiten bewusst gestalten. Im Maßstab 1 zu 1 untersuchen wir, teilen wir und bauen wir einen Raum für Pflanze und Mensch. Jede/ Jeder trägt die Verantwortung für eine Pflanze und gemeinsam für alle. Wir erforschen wie man die Bedürfnisse von Mensch und Pflanze erkennt und Lebewesen mithilfe von entwerfen, planen und bauen hilft. In einer Rauminstallation übersetzen wir unsere Erkenntnisse und transformieren das Studio gemeinsam in eine sorgetragende Architektur.
(1) Mit welcher Pflanze will ich zusammenwohnen?
Wo wohnt diese Pflanze jetzt?
Hat diese Pflanze schon Mitbewohner?
Würde sie gerne mit mir wohnen?
Was sind ihre und meine Bedürfnisse?
Wie kümmern wir uns um diese Pflanze?
Und was ist eigentlich Wohnen?
Macht hierzu ein Video mit ca. 3 Minuten Dauer. Ladet eure Videos bis Montag, 20.10.25. um 9:00 auf den Blog hoch.
Bringt diese Pflanze am 20.10. um 14:00 mit ins Baukunststudio. Retten, teilen, sich schenken lassen nicht kaufen nicht klauen!
(2) Studieren von Literatur
Um einen Überblick zu unserem Semesterthema zu bekommen, lesen wir Auszüge aus unserer Literaturliste. Die Texte stammen von Autor:innen aus ganz unterschiedlichen Disziplinen. Die zentrale Lektüre ist Sein und Wohnen von Florian Rötzer. Ihr werdet das Buch über das Semester vollständig lesen. Zudem gibt es einen Textabschnitt, den ihr für eine Diskussion im Studio aufbereiten werdet. Schaut hierzu im Blogeintrag Literaturvorträge nach.
Was ist meine Position zu dem Text? Gibt es Verbindungen zu anderen Texten oder Textstellen? Gibt es Bezüge in meinem Umfeld? Was ist der Zusammenhang zum gesamten Buch? Sucht euch dabei Zitate heraus, die euch bei eurem Diskussionsbeitrag unterstützen.
Wir diskutieren in der großen Runde mit je ca. 20 Minuten pro Beitrag.
WAS IST ZITIEREN (und was ist mir besonders wichtig) ?
Das Zitat (lateinisch citatum „Angeführtes, Aufgerufenes“ zu lat. citāre „in Bewegung setzen, vorladen“) ist eine wörtlich oder inhaltlich übernommene Stelle aus einem Text oder ein Hinweis auf eine bestimmte Textstelle. Auch Inhalte aus anderen Medien können übernommen werden: Es gibt z.B. auch Bild-, Musik- und Filmzitate.
(3) Wie leben Pflanzen?
Auf Grundlage der Hybridlounge und der Literatur vertiefen wir unser Wissen in Pflanzenphysiologie. Hierzu bilden wir am 27.10.25 drei Expert*innen Gruppen.
Luft/ Licht
Wie genau findet Photosynthese statt?
Wie wird Kohlenstoff in Pflanzen eingelagert?
Was für Auswirkungen haben Pflanzen auf die Atmosphäre?
….
Wie kann man das Baukunststudio verändern um Pflanzen das Leben in Bezug auf Luft und Licht zu verändern?
Macht einen Vorschlag als Zeichnung, Darstellung.
Wasser
Wie wird Wasser in Pflanzen aufgenommen und dort transportiert?
Wie funktioniert Transpiration?
Wie verändert sich Wasser in Kreisläufen mit Pflanzen?
….
Wie kann man das Baukunststudio verändern um Pflanzen das Leben in Bezug auf Wasser zu verändern?
Macht einen Vorschlag als Zeichnung, Darstellung.
Erde
Was für Erde(n) benötigen Pflanzen?
Was für Nährstoffe ziehen sie aus dem Boden?
Welche Koexistenzpartner finden sich im Erdreich?
…
Wie kann man das Baukunststudio verändern um Pflanzen das Leben in Bezug auf Erde zu verändern?
Macht einen Vorschlag als Zeichnung, Darstellung.
Recherchiert und bereitet Wissen auf um es im Studio mit allen zu Teilen. Das Format ist ein Booklet welches immer wieder dazu genutzt werden kann auf euren Wissensschatz zurückzugreifen. Ladet es als PDF Format auf den Blog hoch. Das Booklet wird am 10.11.25. durch die jeweilige Gruppe im Studio präsentiert. Pro Gruppe jeweils eine halbe Stunde.
(4) Wie können wir uns helfen?
Jetzt wendet ihr euer Wissen an! Sei es in Anbetracht auf Luft, Licht, Erde oder Wasser. Was sind die Bedürfnisse meiner Pflanze? Was die Mechanismen mit denen sie im Alltag agiert? Wie kann ich als planende, schaffende Person meine Pflanze beim Leben unterstützen? Als architekturschaffende Personen könnt ihr eure Fähigkeiten in Planen, Entwerfen und Bauen benutzen, um symbiotische Potenziale aufzudecken und weiterzudenken.
Entscheidet euch für ein Phänomen und entwerft ein Konzept das sich auf eure eigene Pflanze bezieht.
(A) Im ersten Teil des Beitrags verwendet ihr das Medium des Films als spekulatives Werkzeug. Das ermöglicht euch in den kleinsten und größten Maßstäben zu denken und eure Ideen im Studio zu teilen. Ladet eure Videos bis Montag, 17.11.25. um 9:00 auf den Blog hoch.
(B) Im zweiten Teil des Beitrags setzt ihr eure Idee um. Wie übertrage ich das Konzept auf meine Pflanze im Baukunststudio?Wie interagiert diese Übertragung mit mir und den anderen Bewohnern des Baukunststudios? Nutzt die Werkstätten der Akademie um ein Objekt zu schaffen welches eure Pflanze beim Leben unterstützt. Stellt euer Objekt am 08.12.25 im Baukunststudio vor.
(5) Das Baukunststudio verwandelt sich!
Das Wissen, die Erkenntnisse und eure Objekte, die über das Semester entstanden sind, dienen als Ausgangspunkte für eine Installation die das ganze Baukunststudio umfasst.
Ihr entwickelt und baut als Gruppe eine sorgetragende Architektur die eure Konzepte 1 zu 1 anwendet und über das Semester hinaus weiterträgt.
(A) Der erste Teil umfasst die Planung und Management der Installation.
– Wer hat welche Verantwortung?
– Wo kommt das Material her?
– Was gibt es für Aufteilungen?
– Wann passiert was?
– Was passiert nach dem Abbau mit Pflanzen und Materialien?
Fertigt bis zum 15.12.25. Zeichnungen und Aufstellungen, an die euch die Zusammenarbeit ermöglichen und den Bau vorbereiten. Protokolliert die Ergebnisse.
(B) Im zweiten Abschnitt findet der Bau der Installation statt. Am 12.01.26 um 13:00 Uhr treffen wir uns im Baukunststudio. Am Werkstatttag habt ihr die Möglichkeit die Werkstätten gezielt zu nutzen. Wir arbeiten am 19.01.26 in einem Workshop-Format gemeinsam an der Installation und zelebrieren am 20.01.26 den Abschluss im Baukunststudio.
(6) Semesterreview
Buch: Abstract / Text mit Filmtitel und Regiekonzept in Text und Bild bis zum 26.01.26
Film ca. 15 Minuten und Blogeintrag bis zum 02.02.
Erstellt ein Video als Semesterreview mit besonderem Fokus auf dem Prozess. Bezieht den Studiobrief inklusive Semesterprogramm, eure eigenen Diskussionsbeiträge, die Literatur, die Beiträge der Gäst:innen in den Hybrid Lounges und alle Inputs und Diskussionen im Baukunststudio mit ein.
Als ersten Schritt formuliert eine inhaltliche Idee (Buch) und einen Titel und darüber hinaus eine filmische Idee (Regiekonzept). Sichtung und Auswahl des Bild- und Tonmaterials. Erarbeiten von zusätzlichem Material. (Orientiert euch bei eurer Arbeit an der „Handreichung Filme Bauen“.)
Verfasst Zeichnungen und Beschreibungen der einzelnen Szenen und Bilder (Storyboard), Probeeinstellungen, Grobschnitte, Preview.
In einem Screening am 02.02.26 an der Akademie schauen wir eure Beiträge an und feiern den Abschluss des Semesters!