
Die Klimaerhitzung und die damit verbundenen Verluste und Bedrohungen machen auf schmerzhafte Weise deutlich, dass unser Lifestyle– das heißt der Wohlstand von Wenigen – auf Ausbeutung basiert: Die gesamte Erde und ihre menschlichen und nicht-menschlichen Bewohnerinnen und Bewohner sind zu Ressourcen geworden
Seit mindestens 500 Jahren ist eine perverse Form von Alchemie am Werk, die das Leben auf dem Planeten in Müll und Schulden umwandelt Unsere große Aufgabe heute besteht darin, Strategien zu entwickeln, die erstens die Dimensionen dieses Leerlaufs wahrnehmbar machen, zweitens dagegen opponieren und drittens Lebensmöglichkeiten vorführen, die auf anderen Werten basieren Gärtnerische Praktiken öffnen uns für die Transformationskraft des Lebendigen und die unvorhersehbaren Dimensionen des Werdens. Sie zeigen, dass menschliche Wesen nicht außerhalb der „Natur“ stehen, sondern Teil dieser sind und für sie Sorge tragen möchten Wie die Philosophin Maria Puig de la Bellacasa aufgezeigt hat, waren „Erhalt und Reparatur“ bis ins 20. Jahrhundert hinein das Paradigma von Landwirtschaft. Erst mit der Modernisierung und der grünen Revolution wurde die „Maximierung der Bodennutzung jenseits der Erneuerungsgeschwindigkeit der Ökosysteme der Böden“ zur neuen Ideologie Erst seit rund 15 Jahren, seit der Verschärfung der Krisen, die nun auch „Privilegierte“ im Globalen Norden erfassen, werden Praktiken des Sorgens und des Heilens wieder als Möglichkeiten anderer Lebenspraxen gewertschätzt und auch in Hinblick auf mehr-als-menschliche Gemeinschaften reformuliert. Um zu überleben ist ein aufeinander bezogenes Zusammenleben gefragt Gärtnern als Öko-Logik der Sorge heißt, sich für Bodenprozesse und unsichtbare Zusammenhänge zu sensibilisieren und sich dabei die Hände schmutzig zu machen. Aber Gärten sind keine Paradiese: keine materialisierten Visionen harmonischen Zusammenlebens; keine Orte der Natur im Urzustand. Nein, es sind hybride Orte, kontaminierte Orte, Orte voller Geschichten und gewonnener oder verlorener Kämpfe um Partizipation Gärten sind Orte des Verhandelns, Kämpfens, der Besetzung von Raum. Sie sind Orte menschlicher und nicht-menschlicher Gemeinschaften, Ökologien der Begegnung, der Kooperation und des Zusammenlebens; deswegen sind Gärten immer schon Gemeinschaftsräume. Sie sind Modelle des Planetarischen im verkleinerten Maßstab. Aber es gibt auch Wege nicht den Mensch zu Garten sondern den Garten/die Natur zum Menschen zu bringen